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31.03.2016 Pressekonferenz vom Bündnis gegen Zwangsräumung: Berlichingenstr.12, Moabit

ZUM SACHSTAND — KURZFASSUNG

In der Berlichingenstr.12 wohnen wohnungslose Männer. Die Hausverwaltung des Eigentümers, die Berolina Grundbesitz GmbH, hat dem Betreiber der Berlichingenstr.12, dem „Gästehaus Moabit“, gekündigt und an einen neuen Betreiber, dem Hostelbetreiber Gikon, zu einem weit höheren Preis vermietet.

Die Gikon will die Wohnungslosen los werden und Geflüchtete unterbringen, weil mit diesen mehr Profit zu machen ist. Die Bewohner wehren sich mit dem Bündnis Zwangsräumung verhindern und anderen Unterstützer_innen dagegen. Sie wollen nicht, dass Wohnungslose gegen Geflüchtete ausgespielt werden.

Sie werden nun einen Verein gründen, um das Haus mit externer Unterstützung selbst zu verwalten und zu sanieren. Dies kündigen sie in einem offenen Brief an, den sie am Ende dieser Mail finden und der am Donnerstag, dem 31.03., um 15.00 Uhr der Hausverwaltung Berolina, die zu diesem Zeitpunkt in der Berlichingenstr.12 erwartet wird, zu übergeben.

In der Berlichingenstr.12 wohnen seit vielen Jahren Männer, die aus der Wohnungslosigkeit kommen. Auf dem Wohnungsmarkt konkurrieren sie mit vielen anderen Menschen um die preiswerten Wohnungen, die in Berlin Mangelware sind.

Die Männer haben nunmehr die Selbstverwaltung übernommen. Sie übergeben am heutigen Donnerstag um 15 Uhr einen offenen Brief an den Eigentümer Herrn Korenzecher.

Zur aktuellen Situation im Haus

Nachdem die Bewohner zum 31.01.2016 eigentlich raus sein sollten, geht heute der 2. Monat zu Ende, indem sie Widerstand geleistet haben und einfach wohnen blieben. Frühzeitig hatte sich der Sozialstadtrat von Dassel für sie eingesetzt und mit dem Eigentümer Herrn Korenzecher und der Berolinahausverwaltung Kontakt aufgenommen. Beide meldeten sich nicht zurück. Herr von Dassel hatte auch Kontakt mit der Polizei aufgenommen und ihnen mitgeteilt, dass der Bezirk davon ausgeht, dass die Bewohner auch weiterhin das Wohnrecht dort haben und — und jetzt kommt ein Zitat „Man solle sich nicht von Dritten instrumentalisieren lassen.“ Das Gästehaus Moabit, der bisherige Träger hat im Februar die Müllentsorgung eingestellt und auch das Büro im Haus verlassen. Der Bezirk hat daraufhin die Müllentsorgung wieder veranlasst und zahlt einen kleinen Betrag für die Selbstverwaltung und die Reinigung durch die Bewohner. Der Bezirk würde auch die Miete bezahlen, aber wegen der Kontaktverweigerung gibt es keine Kontonummer. Einige Bewohner, die Unterstützung brauchen, wurden in betreute Wohnprojekte vermittelt. Die 22 verbliebenen Bewohner sind entschlossen, das Haus nicht ohne Wohnungsangebote zu verlassen. Aber die sind, wie wir alle wissen Mangelware. Seitdem sich einige Bewohner an politische Gruppen gewendet haben, gibt es einen breit aufgestellten Unterstützer*innenkreis, der sich wöchentlich trifft.

Die Berolinahausverwaltung hat das Gästehaus Moabit nun aufgefordert, die Summe von 23 Tausend für den März zu überweisen, da „ihre Gäste das Haus noch nicht verlassen haben.“ Die 23 Tausend EUR sind die Miethöhe, die die Gikon vertraglich eingegangen ist, weil sie das Haus an Geflüchtete vermieten wollten. Das sind ca 38 EUR pro qm und Monat.

Das Sozialamt hatte die Bewohner aufgefordert, Eigenbemühungen um Wohnraum nachzuweisen. Aber es gibt einfach keine preiswerten Wohnungen und so sind die Eigenbemühungen nun kollektiv geworden, ein Verein ist in Gründung, um das Haus zu verwalten und zu sanieren. Dazu wurde zahlreich von den Unterstützer*innen Hilfe in Aussicht gestellt. Viele bringen Erfahrungen mit, z.B. gab es in den 80er Jahren, als die Häuser in Kreuzberg aus einer großen Wohnungsnot heraus besetzt wurden, diese Selbsthilfeprogramme, bei denen die Bewohner nicht nur ihr eigenes Haus saniert haben, sondern dabei auch noch einen Beruf lernten. An solche Traditionen soll angeknüpft werden. Natürlich geht das nur, wenn die Hausverwaltung und der Eigentümer dem zustimmen.
Die Bewohner haben so viele Ideen. So wollen sie z.B. bald beginnen, die leeren Zimmer zu renovieren um möglichst schnell auch Menschen, die es unbedingt brauchen dort wohnen zu lassen. Natürlich wollen auch viele Bewohner eine eigene Wohnung. Aber aus ihren Erfahrungen vom Leben auf der Straße sehen sie dieses Haus auch als eine Übergangsmöglichkeit für Menschen, die erst einmal in einem gemeinsamen Wohnprojekt ankommen müssen und sich gegenseitig unterstützen. Denn wenn man keine Meldeadresse hat, sind die Chancen auf den Wohnungsmarkt unter 0. Die Kraft der Bewohner, nun in die Zukunft zu schauen und das Haus zu verteidigen für sich und für Andere, kommt genau aus dieser Erfahrung — es gibt so viele berührende Geschichten: der Eine hat wieder ein Konto, der Andere kann sein Kind wieder sehen usw. usf.

Darum geht es hier auch um mehr, als die Summer von Zimmern. Es geht darum mit Hilfe der Solidarität der Spaltung und Vereinzelung zu begegnen und dem eine eigenständige selbstverwaltete Struktur entgegenzusetzen.

OFFENER BRIEF AN HERRN KORENZECHER Übergabe am 31. 03. 2016 um 15 Uhr an die Berolina Hausverwaltung vor Ort, persönlich